Ein Gerüstbau-Unternehmen zu führen bedeutet –neben den branchenunabhängigen Anforderungen des Tagesgeschäfts- vor allem hohen Einsatz:

  • an Verantwortung für Leib und Leben aller, die sich während der gesamten Bauzeit auf den Gerüsten bewegen.
  • an Organisation und Absprachen aller am BV beteiligten Gewerke und Planer.
  • an Motivation, Qualifikation und Überwachung von Mitarbeitern und Nachunternehmern.
  • An täglich zu erbringenden logistische Höchstleistungen.
  • an kapitalintensivem Anlagevermögen, das- im Gegensatz zu Produktionsmaschinen- keiner Bank als Sicherheit genügt.
  • nicht zuletzt ein hohes Maß an persönlichem Engagement um „das Rad am drehen zu halten“.

 

Da ich selbst 10 Jahre GF einer Gerüstbau GmbH war, könnte ich die Liste fast beliebig verlängern; frage mich allerdings, wie sieht es allgemein vor diesem Hintergrund mit der Wertschätzung des Gerüstbauers im Baugewerbe aus???

Die rangiert meiner Erfahrung nach knapp unter Versicherungsvertretern, Gebrauchtwagenhändlern und Schrottplatzbetreibern….; die Wertschätzung des Bankengewerbes drückt sich im Branchen-Rating nach Basel II aus – was eigentlich nur eine „politisch-korrektere“ Übersetzung meiner eigenen Einschätzung darstellt.

 

„Was kümmert mich die Wertschätzung anderer!“ werden Sie sich jetzt fragen!!

 

Ich glaube, dass Wertschätzung sehr viel damit zu tun hat, was und wie viel „mir etwas Wert ist“ – und damit sind wir schon beim brennendsten Branchenthema – dem Marktpreis;

 

…was wäre, wenn:

  • alle Gerüstbauer in Deutschland ab morgen und zu jeder Jahreszeit mindestens 10.- € für einen Quadratmeter 70er Gerüst verlangen würden??
  • alle qualifizierten Betriebe sich nicht primär als Konkurrenten, sondern als Branchen-Partner verstehen würden?
  • allen Kunden ab morgen klar wäre, dass Finanzierungen, Mieten, Versicherungen, Steuern und Betriebsstoffe im Januar genauso viel Kosten verursachen wie im Juni?
  • alle Mitarbeitern ab morgen verstehen würden, wie genau sich Ihre Arbeit auf den gesamten Betrieb auswirkt?
  • es einen für alle qualifizierten Unternehmen einen transparenten, frei zugänglichen „Marktplatz“ gäbe, auf dem auslastungsbezogen alles gehandelt wird, was ein Gerüstunternehmen braucht – und bietet?

 

Diese und andere Fragen mehr werden in den Folgeausgaben Thema meiner Kolumne sein; dabei geht es mir nicht darum, spezifische Lösungen für Branchenthemen anzubieten.

Vielmehr geht es mir darum, teilweise augenzwinkernd Denkanstöße zu geben, Entwicklungen und Chancen aufzuzeigen, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass die Markt-Teilnehmer die Gerüstbaubranche als einen Dienstleistungs-Sektor wahrnehmen, ohne den „auf dem Bau nichts geht“!!!

 

 

 

 

Tom Koehler arbeitet als Berater und Coach (www.Scaffcon.com)

und ist Mitglied der Redaktion von „Der Gerüstbauer“.

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